Gemeinsame Interessen von Patienten und Personal

Es wird ja gern angeführt, man trage Protestaktionen oder gar Arbeitskämpfe auf dem Rücken der Patienten aus. Wir wissen, daß das Unsinn ist und daß Sparzwang und Profitmaximierung zu lasten des Personals und genauso zu lasten der Patienten gehen.

Intern haben wir bereits diskutiert, daß es gut wäre, Patienten und Personal zusammenzubringen, damit sie mit gemeinsamen Forderungen an die Öffentlichkeit treten. Wir wissen, daß so etwas in verschiedenen Ländern (z.B. Italien) seit Jahren praktiziert wird.

Nun haben wir auch ein Beispiel, daß so etwas auch in Deutschland funktioniert:

Patienten solidarisieren sich mit Personal der Eifelhöhen-Klinik

Patientensolidarität

Unterstützt von Patienten machten sich rund 50 Mitarbeiter der Eifelhöhen-Klinik auf den Weg zur Aktionärsversammlung.

(Foto: Everling)

 

Marmagen. So hatten die Patienten der Marmagener Eifelhöhen-Klinik ihre Therapeuten und Pfleger noch nicht gesehen. Statt ihrer weißen Dienstkleidung waren beim eintägigen Warnstreik der Bediensteten der Rehaklinik am Dienstag gelbe Warnwesten und Hemden der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi angesagt. Auch rund 15 Patienten hatten sich zur Unterstützung der Streikenden vor dem Haupteingang der Klinik eingefunden.

Fast ein wenig ausgelassen war die Stimmung unter den Streikenden. „Heute bleibt die Küche kalt…“, riefen sie den Kollegen aus der Klinikküche zu, die prompt zurückriefen: „Aber den ,Wienerwald’ gibt es doch nicht mehr!

„Aktive Mittagspause“

in Kaiser-Karl-Klinik

Rund 50 Bedienstete bestiegen anschließend den Bus, der sie zur Aktionärsversammlung des Eifelhöhen-Klinik-Konzerns bringen sollte, die am Dienstag in der Stadthalle in Bad Godesberg stattfand.

Auf Flyern und in Gesprächen wollten sie dort den Aktionären ihre Sicht der aktuellen Tarifrunde darlegen (diese Zeitung berichtete in ihrer gestrigen Ausgabe von den unterschiedlichen Positionen am Verhandlungstisch).

„Leider dürfen wir nicht mit auf die Versammlung“, bedauerte Martin van der Hoek, der seit 32 Jahren in der Eifelhöhen-Klinik angestellt und Mitglied der Tarifkommission ist. Stattdessen kündigte Ingo Appelhoff, Gewerkschaftssekretär in der Sektion NRW-Süd von Verdi, an, dass die Kollegen in der ebenfalls zum Konzern gehörenden Kaiser-Karl-Klinik in Bonn aktuell den Abschluss eines Haustarifvertrags fordern. Dort war für den gestrigen Dienstag eine „Aktive Mittagspause“ angekündigt.

„Die können zurzeit nicht streiken“, erläuterte Appelhoff. „Viel Erfolg“, wünschten die Patienten, die mit zu dem Bus gekommen waren, um die Streikenden zu unterstützen. Doch so ganz verloren sie ihre eigenen Interessen auch nicht aus dem Blick. „Morgen ist wieder Schwimmen“, rief ein Patienten seiner Therapeutin aufmunternd zu.

2 Gedanken zu „Gemeinsame Interessen von Patienten und Personal“

  1. Langsam machen die Zustände unter dem Druck von Privatisierung und Profitmaximierung die Runde in den großen Medien:

    Ex-Chefarzt rechnet ab

    „Im Krankenhaus ist der Mensch kein Mensch mehr“

    Krankenhäuser als Fabriken, die Mediziner entmündigt – so beschreibt der ehemalige Chefarzt Ulrich Hildebrandt das System privater Klinikkonzerne. Für Patienten bringe das ein hohes Risiko mit sich.

    Das Problem liegt darin, dass die Normen der Industrie auf Krankenhäuser übertragen werden, obwohl es um Menschenleben geht. Der Mensch im Krankenhaus ist heute kein Mensch mehr, sondern eine Fallpauschale. Es ist ein verdichtetes System entstanden, das ein hohes Risiko für die Patienten mit sich bringt. Das wird besonders stark in privaten und auch kirchlichen Kliniken sichtbar. Das Schlimme dabei ist, dass dieser Markt zu 100 Prozent von der Solidargemeinschaft finanziert wird und private Klinikträger das Geld mit beiden Händen heraustragen. Das sind letztlich private Entnahmen aus einem solidarisch finanzierten System.

    spiegel.de

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