Proteste gegen Pflegenotstand
Als Kernproblem wurde eine völlige Überlastung der zu wenigen Mitarbeiter in der Pflege genannt, sodass viele krank würden oder sich selbstständig machten, um besser über ihre Zeit verfügen zu können. Die durchschnittliche Verweildauer in Pflegeberufen betrage nach Studien lediglich etwa sieben Jahren, hieß es. Die Pflege gleiche zuweilen einem Drahtseilakt zwischen dem wirtschaftlichen Druck und dem eigenen fachlichen Anspruch, sagte Schümann.
Wegen des Verdachts, Pflegekräfte als Scheinselbstständige zu beschäftigen, hatten die Staatsanwaltschaften Kiel und Lübeck Ende April 110 Pflegeheime und Kliniken in Schleswig-Holstein durchsucht. Rund 6,1 Millionen Euro Sozialabgaben seien in den Jahren 2010 bis 2016 nicht gezahlt worden, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft.
Mit dem Aktionstag wollte Verdi den „dramatischen Personalmangel und die unwürdigen Arbeitsbedingungen in Krankenhäusern und Pflegeheimen“ sichtbar machen. In vielen Einrichtungen herrsche eine unerträgliche Arbeitsdichte, sagte Kühhirt. Grund hierfür sei die Renditeorientierung privater Pflegeeinrichtungen. „Die prekäre Situation gefährdet das Patientenwohl“, sagte Kühhirt.
Massive Kritik übte er am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH). Hunderte Stellen seien dort im Pflegebereich weggefallen. Und mit den geplanten Neubauten sollten große Krankenstationen mit 40 Betten entstehen, betreut von jeweils nur zwei Pflegekräften. Vorstandschef Jens Scholz sagte auf einer Pressekonferenz zur Entwicklung des UKSH, in der Pflege seien insbesondere im OP-Bereich und der Intensivmedizin Stellen nicht besetzt.
aus: WELT 13.05.16