„Nur wer sich bewegt, spürt seine Fesseln“

Dieses Rosa Luxemburg Zitat ist aus einer Presseerklärung der unabhängigen Betriebsgruppe der Amperkliniken in Dachau. Dort wurde ein Streik per einstweiliger Verfügung untersagt. In ganz Deutschland finden seit Wochen Streiks an Kliniken statt. Doch warum gibt es ausgerechnet in Dachau so starken Gegenwind vom Klinkbetreiber? Wir vermuten, es liegt daran, daß es diese aktive unabhängige Betriebsgruppe gibt.

Verdi organisiert oftmals beeindruckende Proteste, doch Verdi ist wohl auch für die Gegenseite ein angenehmer Verhandlungspartner mit dem man sich gut einigen kann. Wenn man es mit aber der Wut der Beschäftigten selbst, in Form der Selbstorganisierung zu tun hat, bekommt der Klinikbetreiber Muffensausen.

Hier die Presseerklärungen der Betriebsgruppe:

Vom 4.12.17:

Liebe KollegInnen,

ab kommenden Mittwoch 6.12. werden die Beschäftigten der Helios Amper Kliniken Dachau und Markt Indersdorf in einen unbefristeten
Erzwingungsstreik treten. 97,6% stimmten in einer Urabstimmung dafür. Ein Ergebnis das keine Fragen offen lässt.

Beginn ist Mittwoch 6.12. 6:00 Uhr bis vorerst Freitag 8.12. 22:00 Uhr. Über das Wochenende soll der Konzernführung die Möglichkeit gegeben werden, der Forderung einer verbindlichen personellen Mindestbesetzung zur Entlastung der KollegInnen nachzukommen. Da dies zum jetzigen Zeitpunkt nicht sehr wahrscheinlich ist, kann mit einer Weiterführung der Arbeitskampfmaßnahmen gerechnet werden.

Fresenius-Helios ist ein unnachgiebiger Gegner. Daher muss der Arbeitskampf ebenso unnachgiebig geführt werden. Die KollegInnen können dabei jede erdenkliche Unterstützung gebrauchen. Zeigt Solidarität, kommt vorbei zu den Streikposten, verfasst Solidaritätsschreiben, macht Aktionen vor Helios Kliniken in eurer Nähe.

Hintergründe und Vorgeschichte:
http://www.labournet.de/branchen/dienstleistungen/gesund/gesund-arbeit/solidaritaet-statt-leistungsdruck-fuer-profite-warnstreik-den-helios-amper-kliniken-dachau/

http://www.sueddeutsche.de/muenchen/dachau/in-der-kritik-pflegestufe-rot-1.3771157

http://www.sueddeutsche.de/muenchen/dachau/streikam-dachauer-krankenhaus-wild-entschlossen-1.3723618

Unabhängige Betriebsgruppe am Helios Klinikum Dachau
http://betriebsgruppen.de/bgak/index.html

Adressen für Solidarität:
Unabhängige Betriebsgruppe Helios Klinikum Dachau
betriebsgruppe.amperkliniken@yahoo.de

Vom 5.12.17:

Achtung! Wichtig! An Alle!

Mitteilung der Unabhängigen Betriebsgruppe:

Helios hat heute 13:00 Uhr per einstweiliger Verfügung den ab morgen geplanten Streik verbieten lassen. Genauere Gründe sind uns bisher nicht bekannt. Im Anhang eine PM der verdi. Gegen die Verfügung wurde Widerspruch erlassen.

Damit hat sich Helios erneut in die Schlagzeilen gebracht, wenn es darum geht die Rechte und Belange ihrer Beschäftigten mit Füßen zu treten. Dass herkömmliche Arbeitskampfmethoden Europas größtem Klinikkonzern immer noch zu weit gehen, ist keine Überraschung. Überraschend ist allerdings, dass man ohne weiteres einen Streik verbieten kann.

verdi Mitglieder und Betriebsaktive werden sich morgen beraten. Wir werden nicht den Kopf in den Sand stecken. Und wir werden uns auch von niemandem bremsen lassen, sondern unsere Wut in die Öffentlichkeit bringen.

Dieses Urteil ist nicht haltbar, der Streik wird kommen und er wird mit aller Härte ausgefochten werden. Die Verhältnisse waren noch nie so klar wie heute.

„Nur wer sich bewegt, spürt seine Fesseln“ (Rosa Luxemburg)

Oben sind auch Links zum Hintergrund der Betriebsgruppe.
Vorbildlich finden wir die Herausgabe der Betriebszeitung ANTIGEN.
Von einer solchen Zeitung fühlt sich auch die Klinikleitung bedroht und ließ eine Ausgabe verbieten.

Ein Gedanke zu „„Nur wer sich bewegt, spürt seine Fesseln““

  1. Petition eingereicht
    Helios-Beschäftigte kritisieren Verdi

    Mehr als einhundert Beschäftigte des Helios-Amperklinikums haben eine Petition der „Betriebsgruppe Amperkliniken“ unterschrieben. Wie die Organisation mitteilt, richtet sich die Petition an „führende Verdi-Funktionäre und soll verdeutlichen, dass es den Pflegekräften an den Kliniken in Dachau und Markt Indersdorf hauptsächlich um eine umgehende personelle Entlastung geht. „Die gravierenden Unterbesetzungen auf den Stationen bedeutet für die Beschäftigten eine weiterhin unveränderte Überlastung, die dringender Abhilfe bedarf und wozu wir Beschäftigte auch bereit sind zu kämpfen“, heißt es in der Pressemitteilung. Die Gewerkschaft Verdi habe den Übergang in einen neuen Tarifvertrag (TVöD) als historisch bezeichnet. „Für uns Beschäftigte sind Arbeitsbelastung und Unterbesetzung historisch.“ Daran ändere auch der TVöD nichts. 97,6 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder hätten für einen Durchsetzungsstreik gestimmt – die einseitige Aussetzung des Arbeitskampfs sei fatal und missachte das Votum aller Beschäftigter.
    Süddeutsche 1. März 2018

    Interview vom 9. März 2018 beim Radio Dreyeckland

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