Schwarzbuch Krankenhaus

Wir, Arbeitende im Gesundheitssystem, berichten von Überlastung und Patient:innengefährdung im Arbeitsalltag. Die folgenden Erfahrungsberichte zeigen, wie die Gesundheitsversorgung in Deutschland wirklich ist. 

Die Ursache hierfür sehen wir vor allem in der Kommerzialisierung unserer Krankenhäuser und deren Finanzierung über Fallpauschalen (DRGs). Der Anreiz möglichst viele Patient:innen mit möglichst wenig Personal zu versorgen, hat Arbeitsbedingungen geschaffen, die unser aller Gesundheit gefährdet. Wir fordern daher eine gesetzliche Personalbemessung, die sich am Bedarf der Patient:innen bemisst, und ein Gewinnverbot mit unseren Krankenhäusern!

https://schwarzbuch-krankenhaus.net/

Das Ärzteblatt über das Buch:

Beschäftigte von Unikliniken tragen dramatische Erfahrungsberichte vor

Köln – Verzweiflung, Tränen im Schwesternzimmer und einsam sterbende Patienten. Beschäftigte von Univer­sitätskliniken in Nordrhein-Westfalen (NRW) haben mit dramatischen Erfahrungsberichten aus ihrem Alltag auf die Gefahren von Personalmangel in Krankenhäusern hingewiesen.

Mehrere Beschäftigte trugen in Köln in einer Kirche Texte vor, die nach Angaben der Organisatoren von Kol­leginnen und Kollegen verfasst worden waren – anonymisiert, da sie den Anspruch hatten, aus dem Innersten der Kliniken zu berichten. „Wir sehen alle, wie wir selbst daran kaputt gehen. An einem Beruf, der eigentlich so schön sein könnte“, sagte eine Sprecherin.

Von „Fließbandarbeit“ war die Rede, in der keine Zeit für Trauer bleibe. Ein Coronapatient sei allein gestorben, weil es unmöglich gewesen sei, ihm aufgrund der Personallage noch Gesellschaft zu leisten. „Ich habe dem Patienten von draußen beim Sterben zugucken müssen, weil zu wenig Personal da war“, hieß es in dem Text. Auch für Essen oder Getränke bleibe mitunter keine Zeit.

Eine Autorin berichtete in den auch online veröffentlichten Dokumenten, wie sie nach dem Tod eines Kindes in der Notaufnahme zurück auf die Station gegangen sei. Dort habe man „funktionieren“ müssen. „Als ich später weinend im Schwesternzimmer zusammenbrach, hatte keine andere Schwester auch nur eine Minute Zeit, mich zu trösten.“

In einem anderen Text wurde berichtet, wie eine Frau bei einer Untersuchung krampfte. „Sofort rannte ich in den Untersuchungsraum, holte die Patientin aus dem Gerät, hielt sie fest und schrie um Hilfe“, hieß es. „Doch leider hörte mich niemand, denn ich war allein.“ (…)

Ärzteblatt 4.7.2022

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