STREIK! Erklärung von Perspektive Solidarität Kiel (PSK)

Solidaritätserklärung:

STREIK!


  • Klasse kämpfen gegen ausbeuterische Arbeitsverhältnisse und die Abwälzung der Krise auf unseren Rücken!
  • Solidarität mit den Kolleg*innen am UKSH und den Hochschulhilfskräften im Arbeitskampf!

Donnerstag (25.11.) | 10 Uhr Gewerkschaftshaus | Demonstration von ver.di Kiel Gesundheit und Soziales

Freitag (26.11.) | 9.15 Uhr | Finanzmisterium | Kundgebung von TVStud Schleswig-Holstein

In den aktuellen Tarifverhandlungen für die Beschäftigten des Landes treten die Kolleg*innen des Universitätsklinikums (UKSH) sowie studentische und wissenschaftliche Hilfskräfte verschiedener Universitäten und Hochschulen Schleswig-Holsteins am Donnerstag und in den Streik und rufen zu Protestaktivitäten in Kiel auf. In den Verhandlungen werden von Arbeitgeberseite selbst die naheliegendsten Forderungen nach Lohnerhöhungen für Beschäftigte und Auszubildende im Gesundheitssektor oder der Einführung eines Tarifvertrages für studentische Beschäftigte an den Hochschulen abgelehnt und als „unrealistisch“ diffamiert. Damit werden prekäre und ausbeuterische Arbeits- und Ausbildungsbedingungen zugunsten des Profits und zu Lasten der Beschäftigten und der Allgemeinheit zementiert. Denn wer soll Patient*innen im Krankenhaus versorgen, wenn die Belegschaften aufgrund von Zeitdruck, Personalmangel und schlechter Bezahlung nicht mehr können? Und wie soll eine gute Lehre sichergestellt werden, wenn dort unter Befristungswahnsinn und mangelnder Finanzierung gearbeitet werden muss?

Wir schließen uns den Streikenden an: Rückt die Kohle raus! Denn unrealistisch sind nicht die Forderungen der Kolleg*innen nach besseren Arbeitsbedingungen, sondern das kapitalistische System, das ihre unerlässliche Arbeit permanent entwertet und auf Profit ausquetscht!

Gesundheit und Bildung sind keine Waren!

Der schon vor Jahrzehnten begonnene neoliberale Kahlschlag der öffentlichen Daseinsvorsorge hinterließ uns und vor allem den in diesem Bereich Beschäftigten ein katastrophales Pflege- und Bildungssystem, welches den Pandemie-Herausforderungen der letzten Monate oft kaum bis gar nicht gewachsen war. Nur mit Müh und Not, unter großen Entbehrungen, der Gefährdung der eigenen Gesundheit und privaten Opfern, ist es den Kolleg*innen in diesen Bereichen gelungen, eine Notversorgung und Notbetreuung aufrechtzuerhalten. Durchhalteparolen aus den Chefetagen oder ein „Dankeschön” der Ministerien hatten daran genauso wenig Anteil wie warmer Applaus oder Geschenkkörbe für Pflegepersonal am Limit. Und dass aus dem in die Hände Klatschen bei konkreten Forderungen ganz schnell ein Mittelfinger werden kann, demonstriert die Arbeitgeberseite den Kolleg*innen jetzt bei den Tarifverhandlungen überdeutlich.

Bei der Umsetzung ihrer Geschäftsziele gehen die Unternehmensführungen so maßlos vor, dass die Gesundheit der Beschäftigten selbst regelrecht ruiniert wird. In einem System von „immer mehr Leistung und immer größere Profite bei immer weniger Beschäftigten“ haben Gesundheit und Erhaltung der Arbeitskraft der Beschäftigten*innen kaum mehr Bedeutung. Trotz anhaltender Pandemie und der Notwendigkeit medizinischer Versorgung sind seit Jahresbeginn in deutschen Krankenhäusern 4000 Intensivbetten weggefallen. Grund ist schlicht und einfach, dass viele Pflegekräfte wegen der Belastungen ihren Beruf beendet oder ihre Arbeitszeit reduziert haben. Und das sicherlich nicht, weil die Kolleg*innen ihrem eigentlich sinnstiftenden Beruf nichts abgewinnen könnten oder ihnen die Patient*innen egal wären, sondern weil sie unter den katastrophalen Arbeitsbedingungen einfach nicht mehr können. Diese Entwicklungen folgen keinen Naturgesetzen oder notwendigen Sachzwängen, sondern den Logiken eines profitorientierten Systems. Im Kapitalismus sollen auch mit der Gesundheit und der Bildung möglichst hohe Gewinne gemacht werden.

Wir dagegen finden: Gesundheit und Bildung dürfen sich nicht nach Profitinteressen richten, sondern müssen allen Menschen ein möglichst beschwerdefreies und gutes Leben ermöglichen. Gesundheit und Bildung dürfen deshalb nicht dem kapitalistischen Markt zum Fraß vorgeworfen werden, sondern gehören unter die Kontrolle der Gesellschaft.

Klasse kämpfen!

Die Belegschaften von Vivantes und Charité in Berlin machen es im Großen schon seit einigen Jahren vor, die outgesourcten Servicekräfte am Städtischen Krankenhaus hier in Kiel haben erst kürzlich nachgezogen: Wenn diejenigen, die die ganze Misere als erste ausbaden müssen, sich zusammenschließen und das Spiel der gnadenlosen Ausbeutung nicht mehr mitspielen, wird auch den Arbeitgebern schneller als ihnen Recht ist klar, dass ohne ihre Arbeit schlichtweg nichts geht. Im Streik entfalten die Lohnabhängigen ihre eigentliche Macht, wo bloße Appelle regelmäßig ignoriert werden. Wir sind beeindruckt von dem Mut und der Entschlossenheit, die immer mehr Beschäftigte auch in Kiel und Schleswig-Holstein derzeit an den Tag legen. Sie schieben dem allumfassenden sozialen Kahlschlag des neoliberalen Kapitalismus letztendlich im Sinne aller Lohnabhängigen und einer lebenswerten Gesellschaft den Riegel vor. Die Häufung von energischen Arbeitskämpfen, insbesondere auch in prekarisierten und strukturell abgewerteten Sektoren, macht Hoffnung für die längst begonnenen Verteilungskämpfe in der andauernden kapitalistischen Krise, die uns alle betreffen. Wenn die Kosten für die Krisen dieses Systems im Zuge der Pandemie in allen Lebensbereichen mal wieder an diejenigen weitergereicht werden sollen, die eh tagtäglich um ihren Kontostand bangen müssen, müssen wir uns als Klasse der Lohnabhängigen gut aufstellen. Wir rufen deshalb zur solidarischen Unterstützung und weiteren Bündelung der Arbeitskämpfe am UKSH sowie der Hilfskräfte an den Hochschulen auf – beteiligt euch an den Demos und Aktionen, unterstützt die Streikenden!

Solidarität mit den streikenden Kolleg*innen – ihr Kampf ist unser Kampf!
Umfassende Vergesellschaftung des Bildungs- und Gesundheitswesens – sofort!

Perspektive Solidarität Kiel

https://perspektive-solidaritaet.org

Update zum Protest am 25.11.:

 

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